Auszug aus "DIE WELT" vom 19.11.2005 Irgendwann müssen alle aus dem Wasser. Unsere geliebten Schiffe. Ob durch Segel oder Motor angetrieben. Ob Kielschiff oder Jolle. Ob edle Klasse oder kleines No-name-Beiboot. Irgendwann müssen sich die Eigner der spannenden Prozedur ausliefern: Prüfen, wie stark das Unterwasserschiff mit Algen, Muschelkalk und Grünspan überzogen wurde. Während der Wintermonate wollen wir Ihnen in loser Folge Produkte vorstellen, die Ihr Schiff fit für die Saison machen. Die Berliner Firma Nanopoint, die sich auf Reinigung und Veredlung von Oberflächen in Nano-Technologie spezialisiert hat, wirbt in ihrem Prospekt mit den Worten "Weltneuheit für die Pflege und den Werterhalt Ihrer Yacht". Wir wollten der durchaus kühnen Behauptung auf den Grund gehen und verfolgten die Reinigung und anschließende Veredelungstechnologie des 21. Jahrhunderts am Beispiel einer 20 Jahre alten, acht Meter langen "Delanta 840". Das Gelcoat, die Oberfläche des Schiffes aus Gfk (glasfaserverstärktem Kunststoff) war in der Tat stark verwittert und in einem üblen Zustand. Das Ergebnis der Überarbeitung jedoch verblüfft. Mit zwei Spezialisten, aus dem 17 Mann starken Team um Thorsten Schmidt, sieht die Yacht nach 42 Arbeitsstunden tatsächlich wie neu aus. Das Wasser perlt in runden Kugeln ab. Drei bis fünf Jahre Glanzgarantie ohne polieren und wachsen, verbunden mit permanenter Wasser- und Schmutzabweisung für den Überwasserbereich werden garantiert. Darüber hinaus, so das Versprechen der Firma, sei das behandelte Schiff resistent gegen UV-Licht, salz-, korrosions- und temperaturbeständig. Ob Süß- oder Salzwasser - Antifouling sei in den nächsten fünf Jahren nicht nötig. Muscheln und die berühmten schwarzen Streifen, Grünspan und Schimmel ließen sich dank Nano-Technologie leicht entfernen, oder deren Bildung würde verhindert. All das hört sich nicht nur für ökonomisch und umweltfreundlich denkende Zeitgenossen verführerisch an. Aber wie funktioniert es? Was jetzt kommt, erinnert ein bißchen an die Firmengeschichte von Coca-Cola, denn die Rezepturen will Schmidt nicht verraten. Zwei Menschen wissen davon. Der Rest liegt im Tresor. Alles sei reiner Zufall gewesen, als ein Praktikant vor knapp drei Jahren ein paar Flaschen auf einem Tisch umstieß . . .
Was wir wissen dürfen: Im ersten Arbeitsschritt wird die zu behandelnde Oberfläche des Schiffes kräftig geschrubbt, danach erfolgen je nach Erfordernissen Spachtelarbeiten an Kratzern oder Rissen, mehrere Schleif- und Poliergänge, wobei die Körnung der Poliersätze von 1000 auf 24 000 pro cm2Untitled in Zusammenhang mit der selbstentwickelten Politurflüssigkeit erfolgt. Zweimal wird danach mittels Nano-Technologie versiegelt. (nano leitet sich aus dem Griechischen Nannos ab und bedeutet Zwerg. Das Ziel der Entwicklung und Forschung dieser Technologie ist die digitale, programmierbare Manipulation der Materie auf atomarer Ebene, wobei ein Nanometer einem millionstel Millimeter entspricht.) Bei der Versiegelung wird jene spezielle Flüssigkeit mittels eines Tuches so aufgebracht, daß die Oberfläche eine vernetzte Struktur bildet, eine feste Verbindung mit der Oberflächenstruktur eingeht. Es entstünde nach 24 Stunden Aushärtung der Nano-Flüssigkeit, die auf Siliziumbasis beruhe, eine extrem feste chemische Verbindung, die unter anderem für Schmutzpartikel kaum Haftung bieten würde und extrem haltbar sei. In der Nano-Technologie spricht man vom sogenannten Lotuseffekt, der sich auf eine Selbstreinigung und geringe Benetzbarkeit biologischer Oberflächen, wie der Lotuspflanze bezieht. Es ist mittlerweile gelungen, die Oberflächenstruktur solcher biologischer Oberflächen künstlich nachzubilden. Daher ließen sich auch andere Oberflächen, wie Glas- und Chromteile und Teakdecks von Yachten durch Nano-Technologie versiegeln, so daß das Wasser die Schmutzpartikel bindet und abtransportiert, sagt Schmidt, der mittlerweile Anfragen aus Dubai und Katar hat. Die Firma ist übrigens auf der Bootsmesse Berlin vom 24. bis 27. November in Halle 3.2 Stand C 04 vertreten.
|